Der Name Wildeisen
Der Name Wildeisen ist offenbar eine typisch oberdeutsch-alemannische Bezeichnung für einen Schmiedegesellen (Hans Minder, Lokalhistoriker aus Lauperswil und auch nach Oertli). Die Schreibweise spielt meines Erachtens dabei keine Rolle. Wildeisen, Wildysen Wildeysen Wildisen etc. hing vielfach vom jeweiligen Pfarrer ab, wie er den Eintrag ins Tauf-, Ehe- oder das Totenrodel vornahm. Es gibt ja eine ganze Anzahl von …eisen, wie z. B. Hebeisen, Dünneisen, Winzeisen, Windeisen und, der wohl bekannteste, Raiffeisen. Unsere Vorfahren im Emmental nannten sich zum Teil auch Wildisen, bis Samuel Gottlieb Wildeisen (1809 bis 1854) die uns heute bekannte Schreibweise Wildeisen einführte; unter diesem Namen wurde er meines Wissens im Herbst 1830 auch in Lauperswil eingebürgert. Kinder eines Bruders von Samuel Gottlieb (von Johann Samuel (1791 – 1843) wurden 1861 ins Langnauer Bürgerrecht aufgenommen
Sicher nichts zu tun hat der Name mit Wilderer, Fallensteller und dergleichen.
Einen ganz konkreten Hinweis auf die Entstehung des Namens haben wir allerdings nirgends gefunden. Die Verknüpfung des Namens mit dem Beruf des Schmiedegesellen ist aber naheliegend, umso mehr die schwindende Häufigkeit des Namens parallel zur Abnahme des Schmiedeberufes einher geht. Keiner unserer Vorfahren war Landwirt, nein, die in der Region Emmental ausgeübten Berufe waren Sieb- und Reiterenmacher (Ritere = Sieb, welches das Spreu vom Weizen trennt), Taglöhner, Schneider, Wirte, Schuhmacher und Zimmergesellen.
Eine amüsante Geschichte über die Entstehung unseres Namens fanden wir in Unterlagen aus Dinkelsbühl. Ob und wie weit diese zutrifft, möchte ich allerdings nicht kommentieren.
Ein August Gabler hat eine Abhandlung "Über die Geschichte der Dinkelsbühler Familie von Wildeisen" geschrieben Unter anderem schreibt er: "Der Name Wildeisen dürfte in seinem Ursprung ein sog. Übername aus dem Beruf des Schmiedes sein. Dazu eine Bemerkung aus dem Schragschen Wappen- und Familienbuch (im Stadtarchiv Rothenburg o.T): Diese Familie führte einst einen anderen Namen, den Johann Wildeisen (gemeint ist der nachstehend besprochene Johann Wildeisen) noch gewusst, seine Kinder aber ausser acht gelassen haben. Und ward der Name Wildeisen demjenigen von diesem Geschlecht, welcher als ein fremder Schmiedsgeselle nach Dinkelsbühl kommen in solchem seinem Gesellenstand nach der Gewohnheit selbiger Zeiten, da die Gesellen besondere Namen als Wildeisen, Silbereisen, Dümmerleisen (?) angenommen solchen und bis sie Meister wurden, beibehalten haben. (Anmerkung: mit anderen Worten heisst dies wohl, dass dieser Johann Wildeisen seinen Gesellenname beibehalten hat, auch als er Meister wurde. B.W.) Ob es Friedrich Wildeisen gewesen, der vor anno 1481 bis 1504 als Bürger zu Dinkelsbühl die Steuer entrichtet, hat sich so wenig finden wollen als wie seine Witwe geheissen, welche anno 1505 die Steuer zahlete".
Ob wir diesem Johann Wildeisen – der, aus welchem Grunde auch immer, nach der Gesellenzeit seinen Übernamen beibehielt - unseren Namen zu verdanken haben, bleibe dahingestellt.
Bernhard Wildeisen